Die Erich Kästner-Schule (EKS) ist eine inklusive Ganztagsgrundschule und Ganztagsförderschule für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (KME) und einer Abteilung mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Sie ist die einzige öffentliche Schule in Marburg und eine der wenigen in Hessen für Grundschulkinder und körperbehinderte Kinder und Jugendliche mit oder ohne Lernbeeinträchtigungen. Die EKS versteht sich als Lernheimat für alle und sieht im miteinander Leben und Lernen einen elementaren Ansatz ganzheitlicher Bildung und Integration.

 

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Die Verbindung der beiden Schulformen bietet seit langer Zeit besondere Möglichkeiten im Hinblick auf die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen. Die EKS begann in den 80er-Jahren, auf Initiative von Lehrkräften und Eltern, Kinder mit Behinderungen in der Grundschule im Rahmen des gemeinsamen Unterrichtes aufzunehmen. Die sonderpädagogische Fachkompetenz wurde dabei von Kolleginnen und Kollegen der Förderschule übernommen.

 

Ein Förderverein mit dem Namen „Miteinander Leben und Lernen e.V.“ wurde gegründet, um die Integration auch finanziell unterstützen zu können. Der Gedanke der Inklusion an der EKS hat somit eine lange Tradition, die mit vielfältigen Erfahrungen bezüglich der Teilhabemöglichkeiten und Teilhaberisiken verbunden ist.

 

Inklusion wird an der EKS im schulischen Alltag auf verschiedenen Ebenen umgesetzt. In der Grundschule werden in nahezu allen Klassen Kinder mit bestehenden Behinderungen oder Beeinträchtigungen im Lernen inklusiv unterrichtet. Darüber hinaus werden Kinder durch präventive Maßnahmen in den Klassen unterstützt, um drohende Beeinträchtigungen zu vermeiden. Diese inklusive Beschulung wird durch die Zusammenarbeit mit dem Beratungs- und Förderzentrum (BFZ) am Schwanhof, der Unterrichtsbegleitenden Unterstützung durch eine Sozialpädagogin (UBUS) der EKS und den Förderschullehrerinnen und Förderschullehrern der EKS möglich.

 

In der Förderschule wird den Kindern auf unterschiedliche Art die Teilhabe ermöglicht:

 - alle Kinder der EKS nutzen einen gemeinsamen Schulhof und gemeinsame Fachräume, wie z.B. die Aula, Sporthalle,  FRESCH-Bewegungsraum, so dass es zu vielen Begegnungen kommt.

- Grundschule und Förderschule haben den gleichen Stundentakt und gemeinsame Pausenzeiten auf dem Schulhof.

- es gibt seit langer Zeit gemeinsame Rituale und Feste, wie zum Beispiel die Monatskreise, Aulatage, Schulfeste, Projekt- und Bewegungswochen,…) an denen alle Kinder der EKS teilnehmen.

- es gibt eine gemeinsame Schülervertretung.

- Ganztags- und Förderangebote sind inklusiv angelegt, so dass sowohl Kinder der Grundschule, als auch Kinder der Förderschule teilnehmen.

- Klassenräume der Grundschule und der Förderschule sind als Nachbarschaftsklassen nebeneinander angeordnet; durch eine Verbindungstür kommt es zu regelmäßigen Kontakten.

- es werden gemeinsam Projekte durchgeführt, durch die die Kinder beider Schulformen in Kontakt kommen, wie z.B. das Zirkusprojekt 2017 oder „Deckel gegen Polio“.

- Fachunterricht von Klassen der Grundschule und der Förderschule z.B. in Sport, Musik oder Kunst wird gemeinsam durchgeführt.

- einzelne Schülerinnen und Schüler der Förderschule nehmen am Unterricht der Grundschule z.B. in Englisch teil.

- durch Lehrkräfte, die in beiden Schulformen arbeiten, kommt es zu Kontakten zwischen den Kindern beider Schulformen.

- für die älteren Schülerinnen und Schüler der Förderschule (ab Klasse 7) kooperiert die EKS über BESO (Berufliche Suche und Orientierung) mit den Berufsschulen in Marburg und mit der Agentur für Arbeit.

 

Auf den verschiedenen Ebenen gibt es somit vielfältige Möglichkeiten zur Teilhabe von Kindern mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen an der EKS. Hiervon profitiert seit langer Zeit die gesamte Schulgemeinde.

 

 

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Durch die vielen Kontakte werden Ängste abgebaut und Teilhaberisiken verringert. Die lange Tradition der Integration/Inklusion an der EKS bildet die Grundlage für eine große Offenheit des Kollegiums. Kolleginnen und Kollegen der Grundschule, der Förderschule, die sozialpädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Therapeutinnen und Therapeuten, Pflegekräfte und Teilhabeassistenzen arbeiten gemeinsam daran, den Bildungserfolg aller Kinder zu gewährleisten.

Die EKS freut sich, dass die Stadt Marburg bereit ist, als Schulträger ihren Beitrag zur Umsetzung von Inklusion zu leisten (vgl. Teilhabebericht 2015, S.60 ff.). Die Berücksichtigung der Teilhabemöglichkeiten bei der Sanierung und Modernisierung der Schulgebäude in den nächsten Jahren ist zu begrüßen, um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen an der EKS auf den genannten Ebenen weiterhin zu gewährleisten und erweitern zu können.

 

 

Astrid Schiller, Hans-Ulrich Dengler, Manfred Becker